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Die Altkanarier

Archäologische Funde führen zu dem Schluss, dass die Besiedelung der Kanarischen Inseln in Intervallen erfolgte. Auf Gran Canaria soll demnach die erste Besiedelung um 500 v. Chr. stattgefunden haben. Die Ureinwohner der Inseln werden Altkanarier oder auch Guanchen genannt. Da letzteres aber in der wörtlichen Übersetzung »Menschen von Teneriffa« bedeutet, waren damit ursprünglich nur die Einwohner Teneriffas gemeint.

Es wird angenommen, dass die Altkanarier aus dem berberischen Nordafrika stammen, da Skelettausgrabungen und Ähnlichkeiten zwischen überlieferten Sprachresten aus Nordafrika und den Kanaren, die in Ortsnamen, alten Dokumenten und Inschriften auftauchen, darauf hindeuten. Ferner nimmt man aufgrund von Ausgrabungen und – anhand dieser ermöglichten – Kulturvergleichen an, dass die Nordafrikaner mit Schiffsflößen aus Regionen der Nordwestsahara anreisten. Die Gründe für das Verlassen ihrer Heimat werden in der zunehmenden Verwüstung des Saharagebiets sowie im von der römischen Besatzung ausgeübten Druck auf die Bevölkerung gesehen.

Auf Gran Canaria lebte die Urbevölkerung vorwiegend in Höhlen, die zum Teil von innen geglättet und mit Holzdecken bezogen oder die künstlich angelegt wurden. Nahrungsmittel oder Gegenstände ließen sich ebenfalls problemlos dort unterbringen.

Die Altkanarier lebten eine einfach Hirten- und Bauernkultur. Sie trugen Ziegenfelle, Bast und Palmfasern als Kleidung, schmückten sich mit Gebilden aus Muscheln, Steinen und Knochen und führten primitive Werkzeuge mit sich.

Auf der Insel befanden sich zwei Herrschaftsgebiete, die jeweils von einem guanarteme, einem Herrscher, regiert wurden: die östliche Inselhälfte von Doramas, die westliche Inselhälfte von Tenesor Semidan. Die Erbfolge knüpfte sich an die weibliche Linie, auch wenn die Frau die Königswürde nicht selbst ausübte. Somit kann davon ausgegangen werden, dass der Frau eine hohe Rangordnung zukam und sie in der Kultur eine mächtige Rolle spielte.

Außer einzelnen Hinweisen auf Adel und Bauern, z. B. dass jeder, der besondere Verdienste nachzuweisen hatte, in den Adel aufsteigen konnte, gibt es wenige Belege für weitere Sozialstrukturen.

Aus der altkanarischen Zeit sind Mumienreste erhalten. Man kam zu der Erkenntnis, dass die Toten einer höheren sozialen Schicht mumifiziert wurden. Man balsamierte sie mit Ziegenbutter ein und konservierte sie mit Rauch und Hitze. Da Eingeweide und Gehirn allerdings nicht entnommen wurden, setzte die Verwesung trotzdem relativ schnell ein. Einige Leichen wurden auch in Ziegenfelle eingenäht, was zum Austrocknen der Körper führte und eine bessere Erhaltung bewirkte.

Es wird angenommen, dass die Altkanarier polytheistische Religionskulte lebten. Funde von Tonfiguren mit extrem herausgearbeiteten Geschlechtsmerkmalen lassen auf die Existenz eines Fruchtbarkeitskults schließen, Funde von tönernen Tierfiguren deuten auf Schutzgeister von Stämmen oder Sippen hin.

Man entdeckte zahlreiche Felsinschriften, eine Art Sinnschrift, deren Symbole man Petroglyphen nennt und deren Bedeutung bis heute noch immer verschlüsselt ist.