Die Spanische Eroberung
Über lange Zeit hinweg waren die Kanarischen Inseln für die Seefahrermächte von geringem Interesse, vor allem, weil keinerlei Bodenschätze vorhanden waren.
Erst 1312, mit der Ankunft des Genuesen Lancelotto Malocello auf Lanzarote und mit seinen Berichten über die Inseln, rückten diese in das Bewusstsein der Spanier und Portugiesen. In der Folgezeit versuchten viele Kaufleute und Piraten, die kanarische Bevölkerung zu versklaven und sich auf diese Weise schnellen Reichtum zu verschaffen.
Papst Clemens VI. ernannte 1344 den aus der spanischen Königsfamilie stammenden Luís de la Cerda zum König der Kanarischen Inseln. Nachfolger wurde anschließend Roberto de Bracamonte, der wie schon de la Cerda keinen Eroberungsversuch unternahm und die Königswürde eher theoretisch ausübte. Die Eroberung übernahm dafür sein Vetter Jean de Béthencourt (1362 – 1425), der zusammen mit dem spanischen Edelmann Gadifer de la Salle (1340 – 1422) den ersten Versuch unternahm, die Kanaren einzunehmen. 1402, nach der erfolgreichen Besetzung Lanzarotes, erhielt Béthencourt den Königstitel. Ebenfalls bemächtigen konnte er sich der Inseln Fuerteventura und El Hierro, jedoch scheiterte er an La Palma und Gran Canaria.
Als er 1406 auf das Festland zurückkehrte, ernannte er seinen Neffen Maciot de Béthencourt zum Vizekönig der Kanarischen Inseln, der sein Amt 1415 wegen schlechter Führung aber wieder aufgeben musste. Er verkaufte es in diesem Zuge an zwei spanische und einen portugiesischen Adligen, so dass über die Besitzverhältnisse der Kanaren große Ungewissheit herrschte.
Nachdem Spanier und Portugiesen in den folgenden Jahren immer wieder Schiffe zwecks Eroberung der Inseln losschickten, schaffte erst der Vertrag von Alcácovas 1479 Klärung über die Besitzverhältnisse: Die Kanarischen Inseln wurden Spanien zugesprochen, Westafrika und sonstige vorgelagerte Inseln wurden Portugal zugesprochen.
Unter der Führung von Juan Rejón gelangten die Spanier 1478 nach Gran Canaria. Noch im selben Jahr gründeten sie die Stadt Las Palmas und nahmen von dort aus den Rest der Insel ein. Der Herrscher des westlichen Inselparts, Tenesor Semidan, erleichterte den Eroberern die Arbeit, denn nach seiner Gefangennahme wurde er getauft und kämpfte ab diesem Zeitpunkt gemeinsam mit ihnen. Nach weiteren erbitterten Kämpfen kam es erst 1483 unter Alonso Fernández de Lugo (1456 – 1525) zur kompletten Unterwerfung Gran Canarias. De Lugo gelang erst 1496 die Unterwerfung des bisher noch immer unabhängigen Teneriffas, womit die Eroberung erfolgreich beendet werden konnte.
Zu Beginn der Eroberungszeit schätzt man die Urbevölkerung auf 20.000 bis 30.000 Menschen. Ein Großteil von ihnen wurde umgebracht, versklavt oder verschleppt. Mit ihnen ging auch die steinzeitliche Kultur zugrunde.
In der Folgezeit nahmen die letzten Ureinwohner Sprache, Gebräuche, Sitten und Religion der Eroberer an und wurden häufig mit ihnen verheiratet.
In der heutigen Zeit soll die Mehrheit der kanarischen Bevölkerung noch von den Altkanariern abstammen.